Weiter geht’s.
Im letzten Beitrag beschrieb ich, wie so ein Kirmes-Samstag startet und den Weg hoch zur Christianshütte in die Heck. (s. hier)

In diesem Beitrag geht es um den “Tag in der Heck” und die “Fahrt aus der Heck”. Zunächst aber noch ein paar Worte zum Beitragsbild.
Zu sehen ist der Bereich um die Christianshütte und die Wege, die von diesem Knotenpunkt im Wald abgehen.
Weiterhin ist die Lage der 3 Burschenvereine eingetragen, wo sie den Kirmessamstag bis zur Abfahrt auf dem Stammwagen verbringen werden. Unten an der Christianshütte der BV Wollendorf. Etwas versetzt und höher der BV Gönnersdorf und ganz oben, der BV Hüllenberg.
Gerade so (zumindest ungefähr), wie auch die Märkerdörfer auf der Karte angeordnet sind.
Kirmes-Samstag gegen 9 Uhr/ 9:30 Uhr
Ungefähr zeitgleich mit uns, treffen auch die Burschenvereine Gönnersdorf und Hüllenberg ein und beziehen ihr Lager für diesen Tag in Blickweite (s. Beitragsbild) der Christianshütte.

Die Christianshütte ist seit ewigen Zeiten angestammter Platz des Wollendorfer Burschenvereins.
Nachdem sich erstmal ausgiebig mit Fleischwurst und/ oder Käse und Brötchen gestärkt wurde, widmet man sich den wichtigen Dingen des Tages… dem geselligen Zusammensein!
Jedenfalls war das in der Zeit als ich noch im Verein war so.
Der Heckewirt verteilt die Biere und so dauert es nicht sehr lange, bis das erste Lied angestimmt wird… wie z. B. “O alte Burschen Herrlichkeit”… das “Fahrer Burschenlied”… oder diverse Trinklieder.
Natürlich geht man auch “onner de Läid“, will heißen, man besucht auch die benachbarten Burschen (BvG u. BvH) in ihren “Camps” und hält “e Schwätzje“.
Mittlerweile ist es schon später Vormittag geworden und Steaks und Bratwürstchen kommen auf den Schwenkgrill.
Zwischenzeitlich hört(e) man immer wieder eine Motorsäge… einige Burschen und ein Forstmann (manchmal einer aus den eigenen Reihen) haben schon “de Kärmesboam” und die Aufsteller (Birken für vor die Wirtschaften) umgelegt, die nun auf ihren Abtransport raus aus dem Wald auf den Stammwagen warten.
Hier ist manpower (wie man es wohl heute sagen würde) gefragt.
Aus diesem Grund macht “de Scholdes” eine klare Ansage und fordert seine Burschen auf, die anstehende Arbeit zu erledigen.
Gesagt, getan!
Nach getaner Arbeit braucht es erstmal ein Bier und was zu essen… und nachdem alle satt sind, ist es Zeit für den Schlachtruf, der in den folgenden Tagen noch oft zu hören sein wird.
DREI – VIER (Scholdes)
HÄÄÄÄÄÄÄÄÄIIII KÄRMES! (Burschen)
WEM ESS DE KÄRMES? (Scholdes)
OOOOOAAAAAS! (Burschen)
WER BESÄUFT EN? (Scholdes)
MIIIIIIIIIIIIIR! (Burschen)
WER BEZAHLT EN? (Scholdes)
DIE ANNNNNNEREEEE! (Burschen)
DREI – VIER (Scholdes)
HÄÄÄÄÄÄÄÄÄIIII KÄRMES! (Burschen)
PROOOST IHR BOSCHE! (Scholdes)
PROST SCHOLDES! (Burschen)
Scholdes = Schultheiß, 1. Vorsitzender des Vereins
Mittlerweile ist es schon nach Mittag und es kehrt langsam Unruhe ein. Der Heckewirt (und seine Getreuen) packt langsam alles zusammen, die letzten Biere werden gezapft und wer noch eine Kleinigkeit essen will, kann das jetzt tun.
Gegen 13 Uhr heißt es “aufsitzen”! Vorher wird natürlich noch vor dem Stammwagen ein Foto geschossen.
(Meist vom Foto-Hof. Smartphones mit denen bis hierhin schon wahrscheins tausende von Fotos geschossen worden wären, gab es zu meiner Zeit noch lange nicht)
Also alles rauf auf den Stammwagen, einen guten Platz suchen und ein paar Bier für die lange Fahrt zum “Streckersch Hoff” bunkern.
Wer zu besoffen ist, muss im Führerhaus des Holztransporters, oder in einem Privatwagen ins Dorf zurück fahren.
Hat jeder sein Plätzchen gefunden, geht es schön gemütlich den gleichen Weg, den wir heute morgen zu Fuß gegangen sind, zurück.

Am Streckersch Hoff angekommen, ist erstmal eine kleine Stärkung angesagt… Bier. Und wer will, eine Suppe (oder was von der Heck noch übrig ist).
Anschließend wird (meist von den Jungburschen übernommen) der Stammwagen mit Fähnchen und “Rüüsjer” geschmückt und jeder Bursche schmückt seinen “Hohd“… ebenfalls mit Fähnchen und “Rüüsjer“.
Man will ja schließlich gut aussehen!
Zeitig wird wieder abgerückt, damit wir pünktlich um 16 Uhr “om Nibbergalls Platz” ankommen. (eigentlich spricht hier jeder nur vom “Platz“)
Dort warten schon die Dorfsläid, “de Karl” un “de Stinga” zappen reichlich Bier und die Mussig spillt off.

Nachdem wir schneidig vom Stammwagen gesprungen sind und uns ein Bier geholt haben, mischen wir uns erstmal unters Volk… the boys are back in town!
Irgendwann, bevor wir ins Unterdorf weiterfahren, singen wir nochmals gemeinsam mit de Dorfläid et Boschelied und de Scholdes stimmt unseren Schlachtruf an.

An “Bindersch Eck” angekommen, trinken wir erstmal ein Bier bevor de Kärmesboam aufgestellt wird.
Ganz Bindersch Eck ist voll mit Leuten… Dorfsläid, Burschen, Maimädchen… alle sind da.
Denn jetzt geht es los, der Kirmesbaum… die geschmückte Fichte… wird mittels Hebe- und Stützstangen aufgestellt und der Kärmesmann findet in sicherer Höhe am Baum auf einer Plattform für die nächsten Kirmestage seinen Platz.

Nachdem der Baum steht, wird erstmal das Burschenlied gesungen, die Kirmes erneut ausgerufen und ein Bier getrunken.
Dann machen wir Burschen uns zum Kneipenrundgang auf.
Zu meiner Zeit waren da noch: Die Burg, der Wollendorfer Hof, Binders Anni, die Waschküch, die Fuchskaul und Wahls. Überall wird natürlich (mindestens) eine Runde Bier getrunken… weil sich das so gehört.
Nach dem Kneipenrundgang geht es dann geschlossen in den Saal, der mittlerweile schon brechendvoll ist. Die Stimmung ist super!
Auf die Bühne… Burschenlied… Kirmesruf… jetzt ist Kirmes!
Danach gönnt sich Jeder (zumindest die meisten von uns) ein paar Minuten Auszeit um zu duschen und sich umzuziehen.
Einige haben an diesem Abend noch Thekendienst oder Dienst in der Wein- oder Sektbar, andere legen sich nach dem duschen noch “grad zwei Minüdscher hin” und werden nicht mehr wach.
Die meisten aber haben einen super Abend am Kirmes-Samstag und werden bis in die Puppen noch weitere Biere und Asbach-Cola und Sekt und Wein und was weiß ich nicht noch trinken, bevor sie am nächsten Morgen spätestens um 7:30 Uhr wieder aus den Federn müssen.
Es ist der Kirmes- Sonntag!
Doch das ist eine ganz andere Geschichte.